Kai aus Oldenburg hat uns gefragt: „Mein Vater hat früher mit FDH abgenommen – also einfach die Portionen halbiert. Er schwört darauf, aber irgendwie kommt mir das veraltet vor. Was sagt ihr dazu – bringt FDH wirklich was?“
Diese Frage taucht immer wieder auf – vor allem, weil FDH so simpel erscheint. Kein Kalorienzählen, keine speziellen Diätprodukte, keine strengen Regeln – einfach nur: die Hälfte essen. Für viele klingt das logisch. Schließlich nimmt man ab, wenn man weniger isst – oder?
Ganz so einfach ist es nicht. Denn hinter FDH stecken einige Denkfehler – und zugleich wichtige Impulse, die auch in modernen Abnehmkonzepten wieder auftauchen. Es lohnt sich also, genauer hinzuschauen: Was kann FDH leisten? Wo liegen die Grenzen? Und gibt es bessere Wege?
Was ist FDH überhaupt?
FDH steht für „Friss die Hälfte“ – eine der bekanntesten Abnehmregeln aus früheren Jahrzehnten. Die Idee ist simpel: Egal, was du isst – iss einfach nur die Hälfte. Aus einem Teller Pasta wird eine halbe Portion, aus zwei Brötchen wird eins, aus dem Schokoriegel wird ein halber.
Der Grundgedanke: Wer nur noch 50 % isst, nimmt automatisch weniger Kalorien zu sich – und damit ab. Dabei wird weder auf Makronährstoffe geachtet, noch auf Hunger oder Sättigung. FDH funktioniert rein über Reduktion.
Die Vorteile – warum FDH für manche funktioniert
FDH ist für viele so attraktiv, weil es keine komplizierten Regeln gibt. Man muss keine Punkte zählen, keine Diätpläne schreiben, keine besonderen Zutaten kaufen. Das Konzept wirkt alltagstauglich – und oft sieht man anfangs tatsächlich Erfolge.
Was dabei hilft:
- Man wird gezwungen, kleinere Portionen zu essen.
- Es entsteht mehr Bewusstsein für die Essmenge.
- Der Kalorienverbrauch wird in der Regel reduziert.
Vor allem bei Menschen, die zuvor sehr große Portionen gegessen haben, kann FDH kurzfristig zu einem Kaloriendefizit führen – und damit zur Abnahme.
Die Grenzen und Risiken von FDH
So einfach FDH auch klingt – langfristig funktioniert es oft nicht. Und das hat mehrere Gründe.
1. FDH unterscheidet nicht zwischen Nährstoffen
Ob du die Hälfte eines Salats oder die Hälfte einer Sahnetorte isst – das macht einen riesigen Unterschied. FDH bewertet nicht die Qualität der Nahrung, sondern nur die Menge. Dadurch fehlt dem Körper oft, was er wirklich braucht: Eiweiß, Ballaststoffe, Mikronährstoffe.
2. FDH ignoriert Hunger und Sättigung
FDH sagt: Iss weniger – egal, wie hungrig du bist. Das kann zu Frust, Heißhunger und einem gestörten Essverhalten führen. Der Körper wird nicht als Partner gesehen, sondern als Gegner, den man austricksen muss.
3. Der Gewöhnungseffekt tritt schnell ein
Anfangs führt FDH oft zu einer Reduktion der Kalorien – aber der Körper passt sich an. Der Grundumsatz kann sinken, die Abnahme stagniert, Heißhunger nimmt zu. Der berühmte Jojo-Effekt lässt nicht lange auf sich warten.
4. Psychische Belastung durch Verzicht
Wer ständig das Gefühl hat, nur „die Hälfte“ essen zu dürfen, empfindet oft Frust. Es entsteht eine Mangelhaltung – statt echter Motivation. Und genau das ist langfristig ein Problem: Denn dauerhaft abnehmen gelingt nur mit einem System, das man auch durchhalten kann.
Was sagt die Wissenschaft zu FDH?
In der Ernährungswissenschaft gilt FDH mittlerweile als veraltet. Zwar stimmt die Grundannahme – weniger Kalorien können zu Gewichtsverlust führen – doch die Umsetzung ist problematisch. Studien zeigen: Wer langfristig abnehmen will, braucht mehr als nur kleinere Portionen. Es geht um:
- Nährstoffdichte Lebensmittel
- Ausgewogene Makronährstoffe
- Achtsames Essen
- Bewegung
- Stressmanagement
All das fehlt bei FDH. Deshalb wird es von modernen Ernährungsexpert:innen kaum noch empfohlen.
Gibt es moderne Alternativen mit ähnlicher Einfachheit?
Wer das einfache Prinzip von FDH schätzt, muss nicht auf Klarheit verzichten. Es gibt heute viele alltagstaugliche Ansätze, die nachhaltiger und gesünder sind.
Zwei Beispiele:
1. Achtsames Essen Statt automatisch die Portion zu halbieren, lerne wieder auf deinen Körper zu hören: Wann habe ich Hunger? Wann bin ich satt? Was brauche ich gerade wirklich? Diese Selbstwahrnehmung ist oft der Schlüssel zu einem gesunden Essverhalten – ohne Zwang.
2. Tellerprinzip Der Teller wird in sinnvolle Anteile aufgeteilt:
- 50 % Gemüse oder Salat
- 25 % sättigende Kohlenhydrate
- 25 % eiweißreiche Komponenten
Das sieht nicht nur gut aus, sondern liefert auch genau das, was der Körper braucht – und hilft beim Abnehmen ohne Mangelgefühl.
Fazit: FDH ist ein Denkimpuls – aber keine Lösung auf Dauer
Kai aus Oldenburg – und alle, die sich dieselbe Frage stellen – dürfen sich Folgendes bewusst machen: FDH war ein einfacher Versuch, ein echtes Problem zu lösen. Es brachte das Thema Portionsgrößen auf die Agenda. Und dafür hat es durchaus seinen Platz in der Ernährungsgeschichte.
Aber heute wissen wir mehr. Wir wissen, dass Abnehmen mehr bedeutet als „weniger essen“. Es geht um Qualität, um Achtsamkeit, um die Beziehung zum eigenen Körper. Wer das berücksichtigt, braucht keine halben Portionen – sondern einen vollen Zugang zu sich selbst.
Und das ist viel wertvoller als jede Diätform.