Viele Betroffene, die an einer rheumatischen Erkrankung leiden, fragen sich irgendwann: Kann ich überhaupt abnehmen? Die Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und Medikamente scheinen einem gesunden Lebensstil im Weg zu stehen. Und tatsächlich bringt Rheuma Herausforderungen mit sich – körperlich wie mental. Aber genau deshalb ist es umso wichtiger, Übergewicht abzubauen: Es entlastet Gelenke, reduziert Entzündungen und kann die Lebensqualität spürbar verbessern.
In diesem Ratgeber erfährst du, wie du trotz Rheuma effektiv und vor allem gesund abnehmen kannst. Wir schauen auf typische Stolpersteine, medizinische Hintergründe und alltagstaugliche Lösungen, die wirklich funktionieren – auch bei eingeschränkter Beweglichkeit oder Dauermedikation.
Warum Abnehmen bei Rheuma sinnvoll ist
Rheumatische Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, Lupus oder Morbus Bechterew gehen meist mit chronischen Entzündungen einher. Diese Entzündungen betreffen nicht nur Gelenke, sondern den gesamten Organismus. Studien zeigen: Übergewicht verstärkt Entzündungsprozesse im Körper – und kann Rheumasymptome deutlich verschlimmern.
Weniger Gewicht bedeutet weniger Druck auf die Gelenke, eine bessere Beweglichkeit und häufig auch weniger Schmerzen. Zudem sinkt durch den Abbau von viszeralem Fettgewebe (Bauchfett) die Ausschüttung entzündungsfördernder Stoffe wie Zytokine. Das wiederum kann den Medikamentenbedarf senken und Schübe mildern.
Die besondere Herausforderung: Rheuma und Bewegung
Wer abnehmen möchte, dem wird häufig zu mehr Bewegung geraten. Doch gerade das ist bei Rheuma nicht so einfach. Schwellungen, Schmerzen und Steifheit machen viele Sportarten unmöglich oder unangenehm. Hinzu kommt die Angst, Gelenke zusätzlich zu belasten oder einen Schub auszulösen.
Die gute Nachricht: Auch mit moderater und gelenkschonender Bewegung lässt sich viel erreichen. Wichtig ist, dass die Aktivität individuell angepasst und regelmäßig durchgeführt wird. Oft reichen schon kleine Einheiten, um den Stoffwechsel zu aktivieren, Muskeln zu stärken und langfristig Gewicht zu verlieren.
Empfehlenswert sind z. B. sanfte Bewegungsformen wie:
- Schwimmen oder Aquafitness
- Yoga oder Tai Chi
- Ergometer-Training oder Radfahren auf ebenem Untergrund
Das Ziel ist nicht sportliche Höchstleistung, sondern ein konstanter, achtsamer Umgang mit dem eigenen Körper.
Ernährung als Entzündungsregulator – was dir wirklich hilft
Die Ernährung spielt bei Rheuma eine doppelte Rolle: Sie kann helfen, Gewicht zu reduzieren und Entzündungen im Körper zu regulieren. Viele rheumatische Erkrankungen reagieren positiv auf eine sogenannte antientzündliche Ernährung.
Dazu gehören vor allem Lebensmittel wie:
- Gemüse in allen Variationen – besonders grün, orange und rot
- Hochwertige Fette – z. B. aus Leinöl, Walnüssen, Avocados, Olivenöl
- Omega-3-reiche Fische wie Lachs, Hering oder Makrele
- Beeren, Äpfel und Zitrusfrüchte
- Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse
Gleichzeitig sollten entzündungsfördernde Lebensmittel reduziert werden – z. B. rotes Fleisch, Zucker, Weißmehlprodukte, Alkohol und stark verarbeitete Lebensmittel.
Wichtig ist dabei: Keine Crash-Diäten! Der Körper braucht Energie, um Entzündungen zu regulieren und die Muskulatur zu erhalten. Eine moderate Reduktion der Kalorien – idealerweise begleitet durch eine:n Ernährungsberater:in – ist der nachhaltigere Weg.
Medikamente und ihre Tücken beim Abnehmen
Viele Rheuma-Medikamente beeinflussen den Stoffwechsel und erschweren das Abnehmen. Besonders Kortison, das häufig zur Schubkontrolle eingesetzt wird, führt bei langfristiger Einnahme oft zu Wassereinlagerungen, Heißhunger und einem verlangsamten Stoffwechsel.
Das bedeutet jedoch nicht, dass Abnehmen unmöglich ist – es erfordert lediglich mehr Geduld und eine besonders angepasste Strategie. Hilfreich ist es, die Einnahmezeiten und -formen der Medikamente im Blick zu behalten und mögliche Nebenwirkungen mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.
Auch bei sogenannten Biologika oder Basistherapeutika können Begleiteffekte auftreten, die Energielevel, Verdauung oder Appetit beeinflussen. Eine enge Zusammenarbeit mit medizinischem Fachpersonal ist daher entscheidend – besonders, wenn eine Gewichtsreduktion geplant ist.
Achtsamkeit und Selbstfürsorge – unterschätzte Erfolgsfaktoren
Rheuma bringt oft nicht nur körperliche Belastungen mit sich, sondern auch mentale. Die Krankheit ist chronisch, unberechenbar und kann das Selbstbild stark beeinträchtigen. Deshalb ist es wichtig, auch auf die seelische Gesundheit zu achten. Stress, Frust und depressive Phasen können Heißhunger verstärken und Selbstsabotage fördern.
Achtsamkeit, Selbstmitgefühl und eine positive Einstellung zum eigenen Körper helfen, dranzubleiben – auch wenn Rückschläge kommen. Und die werden kommen. Wer sich selbst nicht unter Druck setzt, sondern liebevoll begleitet, hat langfristig mehr Erfolg.
Alltagstipps – so bleibst du auch mit Rheuma auf Kurs
Abnehmen mit Rheuma bedeutet: kleine Schritte statt große Sprünge. Geduld, Regelmäßigkeit und Flexibilität sind wichtiger als Disziplin oder Verzicht. Einige alltagstaugliche Tipps:
- Bereite Mahlzeiten vor, wenn es dir gut geht – für schlechte Tage
- Führe ein Ernährungstagebuch – nicht zum Kontrollieren, sondern zum Reflektieren
- Verwende kleinere Teller – das hilft beim Portionieren
- Trinke regelmäßig – oft wird Durst mit Hunger verwechselt
- Integriere Bewegung in deinen Alltag – z. B. durch Hausarbeit, Gartenarbeit, kurze Dehneinheiten
Mit kleinen Veränderungen kannst du langfristig große Effekte erzielen – und das ohne deinen Körper zu überfordern.
Realistische Ziele setzen – und nicht mit anderen vergleichen
Ein Fehler, den viele machen: Sie vergleichen sich mit Menschen ohne Rheuma – und sind frustriert, wenn Fortschritte langsamer ausfallen. Doch jeder Körper hat sein eigenes Tempo. Besonders mit einer chronischen Erkrankung ist es wichtig, individuelle Ziele zu setzen und die eigenen Erfolge zu feiern – und seien sie noch so klein.
Ein realistisches Ziel kann zum Beispiel sein:
- 3–5 % des Körpergewichts in sechs Monaten zu verlieren
- Die Schmerzmedikation leicht zu reduzieren
- Sich wieder freier bewegen zu können
Diese Fortschritte wirken sich nicht nur körperlich, sondern auch emotional positiv aus – und stärken das Durchhaltevermögen.
Fazit: Ja – mit Rheuma ist Abnehmen möglich!
Auch wenn Rheuma vieles komplizierter macht – es ist kein Ausschlusskriterium fürs Abnehmen. Im Gegenteil: Gerade Menschen mit rheumatischen Erkrankungen profitieren besonders von einem gesunden Gewicht. Weniger Schmerzen, mehr Energie, bessere Beweglichkeit – all das sind realistische Ziele.
Wichtig ist, dass du deinen eigenen Weg findest: mit kleinen Schritten, viel Geduld und einer guten Portion Selbstmitgefühl. Und vor allem: mit einem Plan, der zu deinem Alltag und deinem Körper passt.