Der Gedanke, erst vollkommen motiviert sein zu müssen, um mit dem Abnehmen zu starten, ist weit verbreitet – und leider auch einer der größten Stolpersteine. Viele warten auf den perfekten Moment: wenn der Stress weniger wird, die Stimmung besser ist oder der innere Schweinehund endlich Ruhe gibt. Doch dieser Moment kommt oft nie. In Wahrheit ist Motivation nicht der Startpunkt, sondern das Ergebnis des ersten Schrittes. Wer beginnt, obwohl er sich unsicher oder träge fühlt, aktiviert Prozesse im Körper und Geist, die Motivation überhaupt erst möglich machen.
Der Mythos der perfekten Startmotivation
In unserer „Alles oder nichts“-Gesellschaft glauben viele Menschen, dass sie erst eine gewisse mentale Klarheit oder emotionale Hochphase brauchen, bevor sie loslegen. Man will sich „bereit“ fühlen – das ist verständlich. Doch gerade beim Thema Abnehmen ist dieses Gefühl oft ein Trugschluss. Denn:
- Perfekte Motivation ist ein Idealbild, kein realistischer Zustand.
- Motivation schwankt – täglich, stündlich, sogar minütlich.
- Der wichtigste Auslöser für echte Motivation ist Bewegung – nicht Grübeln.
Wer immer auf den richtigen Moment wartet, verliert wertvolle Zeit. Der Einstieg ins Handeln – auch mit innerem Widerstand – erzeugt Selbstwirksamkeit. Und das ist der Schlüssel zu echter, nachhaltiger Motivation.
Motivation entsteht im Tun
Wenn du auf deine ersten Schritte zurückblickst – sei es im Beruf, beim Sport oder im Privatleben – wirst du feststellen: Die größte Veränderung kam nicht durch Nachdenken, sondern durch Handeln. Genau das gilt auch für den Abnehmprozess.
Beispiel: Du hast keine Lust auf einen Spaziergang. Du überwindest dich trotzdem. Nach zehn Minuten draußen merkst du, wie gut dir die Bewegung tut. Dein Kreislauf kommt in Schwung, die Gedanken klären sich – und plötzlich bist du motiviert. Nicht weil du gewartet hast, sondern weil du losgegangen bist.
Diese sogenannte „Handlungsmotivation“ ist oft viel verlässlicher als eine diffuse Hoffnung auf den perfekten Motivationsschub. Kleine Erfolge durch Taten erzeugen Stolz, Zufriedenheit und ein Gefühl von Kontrolle – das sind natürliche Motivations-Booster.
Warum das Warten gefährlich ist
Warten auf Motivation hat einen hohen Preis. Es kann:
- Dein Selbstwertgefühl untergraben („Ich kriege nie die Kurve“)
- Deine Geduld erschöpfen („Immer das gleiche Drama“)
- Zu noch mehr Frust führen („Ich bin zu schwach zum Abnehmen“)
Das Ergebnis ist oft ein Kreislauf aus Aufschieben, Schuldgefühlen und Selbstsabotage. Wer hingegen aktiv wird – auch mit kleinen Schritten – durchbricht diesen Kreislauf und stärkt das Vertrauen in die eigene Veränderungsfähigkeit.
Was wirklich zählt: Mini-Mut statt Mega-Motivation
Wenn Motivation ein schillernder Ballon ist, dann ist Mini-Mut der kleine Finger, mit dem du ihn fängst. Es reicht völlig, wenn du heute eine einzige Entscheidung triffst, die dich deinem Ziel näher bringt. Zum Beispiel:
- Trinke ein großes Glas Wasser statt Softdrink.
- Gehe eine Bushaltestelle zu Fuß.
- Schreibe drei Gründe auf, warum du abnehmen willst.
Diese scheinbar kleinen Aktionen haben eine große Wirkung: Sie geben dir ein Gefühl der Kontrolle zurück. Und mit jeder wiederholten Handlung verankerst du eine neue Gewohnheit – ganz ohne perfekte Motivation.
Motivation ist kein Lichtschalter – sie ist wie ein Feuer
Viele Menschen stellen sich Motivation wie einen Schalter vor: an oder aus. Tatsächlich ist sie eher wie ein kleines Feuer. Anfangs braucht es ein bisschen Zunder – ein bisschen Überwindung, ein paar bewusste Entscheidungen. Doch mit jedem Funken, jeder kleinen Handlung, wird die Glut stärker. Irgendwann brennt das Feuer von selbst – weil du es genährt hast.
Wichtig zu wissen: Auch Feuer gehen manchmal aus oder flackern nur noch schwach. Dann hilft kein Warten – sondern gezieltes Nachlegen: neue Routinen, neue Impulse, neue Energiequellen.
Warum Motivation nicht immer schön aussieht
Oft sieht Motivation nicht so aus, wie wir sie aus Social-Media-Zitaten oder Motivationsvideos kennen. Sie ist nicht immer ein Adrenalinschub oder ein heroisches Gefühl. Manchmal ist sie:
- Der stille Entschluss, trotz Müdigkeit einkaufen zu gehen.
- Die Entscheidung, nicht perfekt, aber besser zu essen.
- Das bewusste „Nein“ zu alten Ausreden.
Diese Form von Motivation ist viel echter – und vor allem nachhaltiger. Sie basiert auf deinem Willen zur Veränderung, nicht auf einem äußeren Hype.
Was du dir jetzt klarmachen solltest
Du brauchst keine 10 von 10 auf der Motivationsskala, um loszulegen. Eine 3 oder 4 reicht – solange du bereit bist, zu handeln. Die meisten großen Transformationen beginnen nicht mit Euphorie, sondern mit dem Satz: „Ich mach’s jetzt einfach.“
So gelingt der Start auch ohne „perfekte“ Motivation
Hier sind drei einfache Strategien, wie du trotzdem ins Handeln kommst:
1. Starte mit dem kleinstmöglichen Schritt
Statt dir vorzunehmen, „ab morgen alles anders zu machen“, beginne mit etwas Überschaubarem. Z. B. jeden Morgen ein Glas Wasser trinken oder abends fünf Minuten spazieren. Das senkt die Einstiegshürde – und bringt erste Erfolgserlebnisse.
2. Baue auf Routinen statt auf Willenskraft
Willenskraft ist begrenzt. Routinen nicht. Feste Tageszeiten für Bewegung oder gesunde Mahlzeiten helfen dir, auch ohne große Motivation am Ball zu bleiben. Es geht nicht um Disziplin – sondern um gute Gewohnheiten.
3. Erkenne Rückschläge als Teil des Prozesses
Du wirst nicht immer motiviert sein. Du wirst Ausnahmen machen. Und das ist okay. Wer das akzeptiert, bleibt langfristig entspannter und konsequenter. Perfektion ist keine Voraussetzung – sondern ein Irrtum.
Fazit: Motivation kommt, wenn du gehst
Wenn du mit dem Gedanken spielst, abzunehmen, dann höre auf, auf den „richtigen Moment“ zu warten. Starte. Heute. Jetzt. Mit einem kleinen Schritt. Mit einer einfachen Entscheidung. Und erinnere dich daran: Motivation ist nicht das, was dich starten lässt – sie ist das, was du durch das Starten erzeugst.